Zucker ist Gift für unsere Haut, das habt ihr bestimmt schon öfter gehört und gelesen. Es steht im Ärztemagazin geschrieben, und auch im Fernsehen gibt es mehr als nur eine Doku darüber. Aber die Psyche des Menschen ist ja ein ganz besonders guter Art Director, man möchte fast sagen: Lügenbaron.

So fährt fast jeder Mensch eine Marketing-Kampagnen gegen seine eigene Gesundheit. Fast jeder gaukelt sich vor, dass der eigene Körper den Zucker vollkommen anders verstoffwechelt und dass die Glykation der Haut eine frei erfundene Geschichte der Stevia-Industrie ist. Auch Junemag Gründerin Susanne ist ein großer Sugar-Addict. Bis sie eines Tages die Diagnose VERZUCKERTE HAUT bekommt und sich dem Selbstversuch einer Skin Glow Diät stellt. – 30 Tage ohne Zucker, Alkohol und Milchprodukte. Mit einem unfassbaren Ergebnis.

 

30 Tage ohne Zucker, Alkohol und Milchprodukte

 

Eines Tages saß ich im Rahmen eines PR-Termins, nichts Böses ahnend, auf dem Behandlungsstuhl einer Kosmetologin. Sie verpasste mir ein Fruchtsäurepeeling, das meine Haut ganz besonders strahlen lassen sollte. Die Sonne schien, Entspannung machte sich breit, als sie plötzlich zu mir sagte: „Ihre Haut ist ziemlich verzuckert.“ Bitte wie??? Sie reinigte mir mein Gesicht und sprach weiter: „Essen sie denn viel Zucker?“ Naja, ich hätte versuchen können zu lügen, aber da ich mit Nussschnecke in der Hand in die Location spaziert war, erschien mir diese Lüge ganz besonders kurze Beine zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt waren Nutellabrötchen, die Bäckertheke, Pasta, Pizza und Pommes meine liebsten Freunde, und wenn mir abends bei meinen Überstunden im Büro noch nach einer Packung Kekse war, nun gut, dann war YOLO mein Mantra. Wenn ich mir heute YOU ONLY LIVE ONCE vor Augen führe, denke ich mir im selben Augenblick, dann sollte ich doch so gut auf meinen Körper achten, dass sich dieses eine Mal leben auch möglichst gesund und lange gestaltet.

 

 

Der Selbstversuch

„Verzichten Sie doch auf alles, was die Verzuckerung der Haut vorantreibt. Es gibt spezielle Lebensmittel, die gut für die Haut sind. Sie bilden Kollagen und enthalten Antioxidantien. Zucker, Milchprodukte und Alkohol sind es leider nicht. Diese Lebensmittel verschlechtern das Hautbild und führen zur Glykation der Hautzellen.“ Amen. Das war an einem Freitag Vormitttag. Im Anschluss las ich einmal das gesamte Internet durch, besorgte mir Bücher mit den aussagekräftigen Titeln "Skin Food" und "Beauty Food", folgte innerhalb von 24 Stunden über 50 Foodbloggern, die Healthy, Skin oder Glowfood in ihrem Namen hatte und arbeitete mich vollkommen in die Materie ein.

 

Schnell fand ich heraus, dass alles, was ich regelmäßig und übermäßig konsumierte, auf der Liste der verbotenen Sachen stand. Die Liste der Lebensmittel, die gut für die Haut sind, las sich durchaus gut, allerdings auch kompliziert und mit viel Arbeit verbunden. Schließlich ist ein Schokocroissant auf dem Weg zur Arbeit mit einem Coffee to go deutlich einfacher in einen stressigen Alltag einzubinden als ein Hirse Kürbis Porridge mit einem frischen Kurkuma-Chai - da beißt die Maus keinen Faden ab.

 

 

Trotzdem wollte ich den Selbstversuch starten. 30 Tage, hatte die Kosmetologin gesagt, würde es dauern, bevor ich wirkliche Unterschiede bemerken würde. Ein Monat ohne Zucker, ohne Weißmehl, ohne Alkohol und Eiscreme. Ich will ehrlich mit euch sein: meine Angst davor war größer als meine Motivation.

 

 

Die erste Woche - Gönnung ist gone

Besonders die ersten Tage waren davon erfüllt, mich in diese neue Ernährung einzufinden. Ich war fast den ganzen Tag damit beschäftigt herauszufinden, in welchen Dingen versteckter Zucker ist, und was ich letztendlich essen durfte. Gefühlt blieb da erstmal nicht viel übrig. Unterm Strich landete ich bei frischen Zutaten, selber zubereitet. Schnell mal etwas snacken? Fehlanzeige. Denn sobald eine Packung drum herum ist und vielleicht sogar noch ein Markenname drauf steht, befindet sich der eigene Skin-Glow in akuter Gefahr. Außerdem stellte ich in den ersten Tagen fest, wie viele Süßigkeiten ich mir vollkommen gedankenlos nebenher so reinschiebe. Achtet da mal drauf, vielleicht werdet ihr genau so überrascht sein wie ich.


Am Ende der Woche war ich guter Dinge, ich schlief ruhiger und sprang morgens fit aus dem Bett. Mir schmeckte alles, was ich zubereitete, und ich war erstaunt, wie wenig mir die abendlichen Naschexzesse fehlten. Da hatte ich die Rechnung aber ohne den Friday Night Drink gemacht. Denn als ich selbstbewusst mit meinen Freunden am Freitag in die Bar marschierte und mir ein Sprudelwasser bestellte, während die anderen Weißwein, Gin Tonic oder Moskau Mule bestellten, merkte ich schnell, wie sehr ich mich selbst ins Aus katapultiert hatte.

 

 

„ Ich hatte die Rechnung ohne den Friday Night Drink gemacht“

Meine Stimmung war dahin. Ich war betrübt und musste die Bar verlassen. Nicht weil ich Alkohol trinken wollte, sondern weil ich mich mit einem Mal so unendlich ausgeschlossen fühlte. Schlimmer noch war das Wochenende. Frühstück ohne Brötchen, und während meine Kinder Nutella und Nusshörnchen aßen, starrte ich auf mein Porridge. Gönnung war gone. Am Sonntag traf ich mich weder mit Freunden noch ging ich gemeinsam mit meiner Familie zum Kuchenessen bei Freunden, ich igelte mich zuhause ein und arbeitete.

 

 

Die zweite Woche - deutliche Unterschiede am Körper

In der zweiten Woche wurde mein Tatendrang dann durch die Realitätsklatsche ausgebremst. Jeden Tag frische Zutaten für die Speisen der Glow Diät zu kaufen war teuer und mühsam. Das führte sogar dazu, dass ich das eine oder andere Mal erst abends etwas zu essen machte, weil schlichtweg am Mittag keine Zeit war, etwas frisch zuzubereiten. Der Tipp, mein Essen für die Woche vorzukochen, kollidierte mit den vielen Terminen, die mein Job am Abend oder auch am Wochenende mit sich bringt. Ab dem 10. Tag merkte ich dann deutliche Unterschiede am Körper. Kleiner Motivationsschub. Die Haut wurde straffer und meine Jeans saß deutlich lockerer - vielleicht auch, weil mein Bauch durch weniger Weißmehl, Alkohol und Zucker flacher war. Eigentlich ein Erfolg. Wäre da nur nicht diese Unzufriedenheit gewesen.


Am liebsten hätte ich jeder Person in der U-Bahn mit Backware in der Hand das Hörnchen aus den Fingern geschlagen, oder kleinen Kindern ihr Eis weggegessen. Boy, war ich schlecht drauf. Jeder Pressetermin, jedes kleine Treffen mit einer Freundin, jedes Meeting mit Kaffee, alles drehte sich mit einem Mal nur noch um Essen. Nervig! ...und dann all diese Regeln. Hilfe!

 

 

„Wusstet ihr, dass ihr über die Hälfte eurer täglichen Flüssigkeitsbedarfs bis mittags getrunken haben solltet?“

Nur eine von gefühlt tausend Skin-Glow-Regeln. Ich erkläre es euch kurz: Das liegt nämlich daran, dass eure Organe über Nacht Flüssigkeit verlieren. Am Morgen arbeiten eure Nieren dann auf Hochtouren und eure Organe brauchen zum Start in den Tag erstmal viel Flüssigkeit. Trinkt ihr erst am Nachmittag, dann sind die Organe unterversorgt und werden natürlich bevorzugt. Eure Haut ist zwar auch ein Organ, aber auf der Hitliste eher hinten. Das heißt, sie bekommt erst nach allen anderen Organen Flüssigkeit. Und bloß nicht zu viel auf einmal trinken, sondern schön im Abstand von einer Stunde immer ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee. Wer nun wie ich ein Mensch ist, der generell nicht viel Durst hat, dem wird es schwer fallen bis 13:00 schon über einen Liter Wasser getrunken zu haben. Ich muss mich jeden Tag dazu zwingen zu trinken. Außer zum Friday Night Drink, der geht auch schon am Dienstag.

 

 

Die dritte Woche – müde und traurig

Gerade am Anfang wurde mir immer wieder gesagt, dass die ersten Tage die härtesten sind und es nach der zweiten Woche deutlich leichter wird. Leider war das bei mir überhaupt nicht der Fall. In der dritten Woche war ich oft so müde, dass ich ab dem Nachmittag kaum noch die Augen offen halten konnte. Darüber hinaus begleitete mich eine unendliche Traurigkeit, die meinen Tag in ein olles Grau färbte. Während alle Menschen um mich herum Eis essen gingen und am Abend einen Weinschorle bestellten, zog ich mich total zurück. Das Essen schmeckte mir nicht mehr, mich nervte das ewige frische Zubereiten und ich wollte am liebsten hinschmeißen. Zudem hatte ich mit einem Mal Pickel am Kinn und eine wirkliche Veränderung an meiner Gesichtshaut war noch immer nicht festzustellen. Ihr könnt euch sicherlich denken, wie groß meine Motivation war weiterzumachen.
Aber ich zählte die Tage runter und hielt weiter durch. Ich hatte nicht einmal mehr Lust auf etwas Süßes, mir ist in der dritten Woche die Lust auf alles vergangen.

 

 

Die vierte Woche - Silver Linings

Die vierte Woche sollte die härteste aber zugleich beste Woche des gesamten Selbstversuchs werden. Die komplette Woche war ich auf Reisen, auf Produktion, Shootings und Kundenterminen. Ein einziges von Restaurant zu Catering zu Abendessen bei Kollegen, und überall wurde Essen mit Milch, Zucker oder Weißmehl serviert. Needless to say: überall gab es Alkohol, und überall grenzte ich mich durch mein Essverhalten aus. Ich ernährte mich von dem Obst, das ich essen durfte, Gemüse, das auf meinem Speiseplan stand, aß Nüsse oder Kichererbsen, Haferflocken in Kokoswasser und ungezuckerten Sojayoghurt. Ja, life´s a festival. Aber immer alleine, entweder vor dem Essen mit den anderen, oder im Anschluss.


Der Wendepunkt kam am letzten Tag der vierten Woche in einem Burger-Laden. Unser Team zog sich vor einem Videodreh bergeweise Junkfood rein, während ich daneben saß und nicht mehr weiter wusste. Ich stand auf und ging raus, als ich mir plötzlich selber die Frage stellte: Warum machst Du das Ganze eigentlich? Geh doch einfach rein und iss Pommes. Trink den Milchshake. Es verbietet Dir doch kein Mensch, das zu tun.

 

 

„Der Wendepunkt kam am letzten Tag der vierten Woche in einem Burger-Laden.“

 

Die Antwort auf meine Frage kam schnell: Weil ich gut zu mir sein möchte! Richtig, es war eine Entscheidung für mich und nicht gegen mich. Und mit einem Mal, und dem Bewusstsein, dass ich mich frei dazu entschieden hatte und jederzeit alles darf, ging es mir besser. Ich wollte die Pommes nicht mehr essen, aber nicht weil es verboten war, sondern weil ich etwas anderes essen wollte. Mit einem Mal begann mein Körper mir zu zeigen, worauf er Hunger hatte: frische Blaubeeren, Ingwer, Salat, Fisch, Cashewkerne…

 

 

Ich hatte meine Wahrnehmung zurück, ich spürte mich wieder.

Es ging nun mit großen Schritten auf das Ende der dreißig Tage zu. Meine Haut wurde, ganz wie es die Kosmetologin prognostiziert hatte, immer besser. Feiner, klarer, beruhigter. Meine Figur wurde fester, straffer und wieder deutlich definierter. Ich wurde von Frauen gefragt, welche Foundation ich benutzen würde, und war nicht einmal geschminkt. Ich war ein wandelnder Photoshopfilter mit guter Laune. Und als nun der Morgen kam, an dem ich mir endlich wieder alles genehmigen durfte, wovon ich so lange geträumt hatte, griff ich zu Porridge mit Hafermilch, Blaubeeren und Kakao-Nibs. Nicht weil ich musste, sondern weil ich es ganz ehrlich, gar nicht mehr anders wollte.

 

 

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