Nanopartikel und Nanoteilchen dürften den meisten von euch ein Begriff sein. Und weil die Presse ganze Arbeit geleistet hat, haben die Jungs einen denkbar schlechten Ruf. Dabei kann man das gar nicht so pauschalisieren. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben uns die umstrittenen Nanopartikel in Kosmetik mal genauer unter die Nano-Lupe genommen.

Sie sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann, und auf einmal sind sie überall. Nanopartikel in Kosmetik – in Duschgels, Cremes und Sonnenmilch. But Why? Warum tauchen Nanopartikel auf einmal in Kosmetik auf? Wir haben uns doch viele Dekaden ganz ohne Nanopartikel gepflegt. Also Klartext: Warum werden Nanoteilchen überhaupt zum Einsatz gebracht und wie gefährlich sind sie wirklich für Mensch und Natur? Wir haben dazu den Münchner Dermatologen Dr. Timm Golüke befragt und die wichtigsten Infos für euch zusammengetragen. Wie immer gilt, solltet ihr noch weitere Fragen haben, dann schreibt uns.

Wir sind dankbar für eure Neugier und euren Input.

 

 

Nanopartikel in Kosmetik

 

 

Was sind Nanopartikel?

Nanopartikel sind winzig klein, 1 bis 100 Nanometer, um genau zu sein. Damit ihr das in Relation setzen könnt, Nanoteilchen sind um ein Tausendfaches kleiner als ein dünner Bindfaden. Das Wort Nanopartikel hat seinen Ursprung im griechischen Wort „Nanós“ was soviel heißt wie Zwerg. Nanopartikel sind also eigentlich nur eine Größenangabe. Es sind Stoffe, die wir bereits kennen, wie zum Beispiel Silber, in ihrer kleinstmöglichen Form, was die Wirkstoffe dann besonders wirkungsvoll macht.

 

Was können Nanopartikel?

Durch die stark verkleinerte Größe kommt es zu einer physikalisch-chemischen Änderung der Eigenschaften. Wem das jetzt zu nerdy war, hier ein Beispiel: Wirkstoffe die sich zum Beispiel vorher nicht in Wasser gelöst haben, sind auf einmal wasserlöslich oder reagieren plötzlich schneller mit anderen Stoffen. Dadurch können Wirkstoffe in ihrer Nanogröße auf einmal viel mehr als in ihrer ursprünglichen Daseinsform. Ziemlich Magic.

 

 

Warum werden sie in Kosmetik verarbeitet?

Durch ihr Kleinsein sind Nanoteilchen besonders groß in ihrer Wirkweise. Das ist auch der Grund, warum sie in der Kosmetik so gerne verwendet werden. Sie verbessern nämlich die Performance der einzelnen Produkte. Nehmen wir als Beispiel mineralischen Sonnenschutz. "Die enthaltenen mineralischen Filter Titandioxid oder Zinkoxid weißeln normalerweise sehr stark, was den Sonnenschutz zu einer eher unangenehmen Sache macht. In ihrer Nanoversion weißeln die mineralischen Filter nicht mehr. Dann ziehen sie schnell ein, ohne einen unschönen Film auf der Haut zu hinterlassen“, erklärt Dr. Golüke. Der Wirkstoff Silber wird in Nanogröße für hygienische Zwecke, nämlich zur Desinfektion eingesetzt. Manche Produkte werden durch spezielle Nanoteilchen stabiler in ihrer Textur oder haltbarer. Generell ziehen Beautyprodukte dank der Nanopartikel deutlich schneller ein. Rein oberflächlich betrachtet, sind Nanopartikel also eine große Errungenschaft, und wenn man Produktentwickler fragt, nicht mehr wegzudenken.

 

 

Schaden Nanopartikel dem Körper?

Für viele Menschen ist es unheimlich, dass ein Partikel so klein ist, dass er rein theoretisch die Hautbarriere durchdringen könnte. Allerdings bietet die gesunde Haut genügend Schutz, um die Nanopartikel zuverlässig daran zu hindern, in die Blutbahn zu gelangen. Da können wir also Entwarnung geben. Generell gibt es auch noch keine Studie, die belegen konnte, dass Nanopartikel, auf der Haut aufgetragen, in irgendeiner Form für den Körper schädlich sind. „Es gibt Vermutungen, dass sie eventuell langfristig schädlich sein können, wenn sie in die Atemwege oder in die Blutbahn kommen. Aber das konnte bisher nicht wirklich belegt werden“, sagt Dr. Golüke. Wenn ihr dennoch vorsichtig sein wollt, dann tragt Kosmetika mit Nanopartikeln nicht auf verletzte Haut auf. Und verzichtet auf Sprays, die Nanoteilchen enthalten. Da müsst ihr besonders bei Sonnenschutz acht geben, hier gibt es oft Sprays, in denen sich Nanopartikel befinden.

 

 

Sind Nanoteilchen schädlich für die Umwelt?

Auch im Bezug auf die Natur gibt es noch keine verlässlichen Studien. Es wird immer wieder gemutmaßt, dass es zu einer Schädigung kommen kann, weil durch das Waschen die Nanopartikel ins Abwasser gelangen, „und nicht alle Nanopartikel sind abbaubar“, weiß Dr. Golücke. Oft werden Nanopartikel jedoch fälschlicherweise mit Mikroplastik in einen Topf geworfen. Wie bereits oben erklärt, beschreibt Nano die Größe des Stoffes wohingegen Mikroplastik immer PET (Polyethylenterephthalat)PP (Polypropylen) oder PE (Polyethylen), sprich Kunststoffe, bezeichnet. Und ja, selbstverständlich ist Mikroplastik schlimm für die Umwelt. Solltet ihr also in eurer Kosmetik Mikroplastik in Nanogröße haben, dann überlegt es euch bitte zweimal, ob ihr das Produkt noch weiter nutzen wollt.

 

 

Woran erkenne ich Nanopartikel in Kosmetik?

„Mittlerweile müssen Nanopartikel auf der INCI-Liste gekennzeichnet werden. Der jeweilige Stoff bekommt dann einen Zusatz. Meist steht nano als Größenangabe in Klammern“, erklärt uns Dr. Golücke. Tricky wird es, wenn mikronisiert in Klammern steht. Eine Art für ein paar Firmen, das böse Nanowort zu umschiffen. Eigentlich habt ihr dann auch nur die Möglichkeit, die genaue Partikelgröße anzufragen. Wenn die Angabe in Nanometern ist, ist der Partikel zwar auch mikronisiert, aber um ein Vielfaches kleiner als ein Mikropartikel…amen.

 

 

 

Kann man komplett auf Nanoteilchen verzichten?

Natürlich kann man in der Kosmetik komplett auf Nanopartikel verzichten, schließlich saßen wir alle als Kinder mit einer dicken weißen Cremeschicht bedeckt am Badesee oder hatten die Creme von 7:30 bis 14:20 auf dem Gesicht liegen, bevor sie dann endlich eingezogen war. Dadurch, dass Nanopartikel auf der Haut keinen Schaden anrichten, gibt es aber auch keinen Grund, auf sie zu verzichten. „Besonders bei mineralischem Sonnenschutz wird der Cremekomfort so verschlechtert, wenn man auf Nanoteilchen verzichtet, dass es keinen Sinn macht.“, so Dr. Golüke. Falls ihr jedoch auf der Suche nach einem mineralischen Sonnenschutz seid, der frei von Nanopartikeln ist – wir haben die besten mineralischen Sonnencremes ohne Nanoteilchen für euch getestet.

 

 

Nanoteilchen in Naturkosmetik?

Viele von euch fragen immer wieder, ob Nanoteilchen auch in Naturkosmetik zugelassen sind, und die Antwort ist ja. Zumindest beim mineralischem Sonnenschutz. Zwar gab es laut BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – Studien, die darauf hinweisen, dass Titandioxid und Zinkoxid in Nanogröße auf einmal photoaktiv sind und freie Radikale produzieren, verheerend für eine Sonnencreme. Allerdings ist auch das nicht final bestätigt, und so sind Nanoteilchen kein Ausschlusskriterium, wenn eine Kosmetik ein Ökosiegel wie Natrue oder Ecocert erhalten möchte. Die Ökosiegel überlassen hier die Entscheidung dem jeweiligen Hersteller. Allerdings umfasst auch das wieder nur Titandioxid und Zinkoxid in Nanogröße. Wichtig ist hier die Zulassung der Stoffe seitens des SCCS, dem Scientific Committee on Consumer Safety, dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission. Wenn das Komitee seine Zulassung gibt, dürfen diese beiden Wirkstoffe in Nanogröße auch in Naturkosmetik zum Einsatz kommen.

 

Junes Fazit

Es wird viel spekuliert rund um den Einsatz von Nanopartikeln in Kosmetik. Was bisher bewiesen werden konnte: Gesunde Haut stellt eine zuverlässige Barriere dar und schützt uns vor dem Eindringen der Nanoteilchen in die Blutbahn. Dann stimmt aber vermutlich auch der Rückschluss, dass beschädigte Haut keine sichere Barriere mehr bietet. Deshalb solltet ihr besonders auf verletzte, gereizte oder frisch rasierte Haut besser keine Kosmetik mit Nanopartikeln auftragen. Auch bei Sprays solltet ihr lieber vorsichtig sein. Lasst frische Luft und Sonnenschein in eure Lungen, Nanoteilchen haben da nichts verloren. Bleibt skeptisch und schaut immer mal wieder hier vorbei, sobald es News gibt, werden wir diesen Artikel hier updaten um euch immer auf dem neusten Stand zu halten.

June Loves you.

 

Fazit Dr. Timm Golüke

Im physikalischen Sonnenschutz derzeit fast unverzichtbar, es sei denn, man nimmt chemische Sonnenschutzfilter, die aber ebenso kritisch betrachtet werden wie die Nanotechnologie. Tatsache ist, das Hautkrebsrisiko ist deutlich höher als eventuelle, nicht studiengesicherte Risiken durch Nanopartikel. Aus dermatologischer Sicht gibt es keinen Grund, auf Nanopartikel in Kosmetik zu verzichten.

 

 

 

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