Seit ein paar Jahren müsst ihr den Ausweis nicht mehr vorzeigen, wenn ihr euch ein Bier kauft, und in der Stadt neulich hat euch ein Mädchen einen Flyer für die Ü-30 Party in die Hand gedrückt - Unverschämtheit. Dabei hab ihr immer noch mit Hautunreinheiten zu kämpfen wie damals mit 16, als ihr die Nächte durchgefeiert habt und eine Stunde irgendwo Anlehnen als Nachtruhe gezählt hat.

Bleiben wir bei der Wahrheit: Im Erwachsenenalter noch Pickel spazieren zu tragen ist mehr als oll oder unattraktiv. Und während ihr bei jedem Werbeversprechen von reiner Haut in die Apotheke, Drogerie oder ins Internet stürmt, wird euer Badezimmerschrank zwar voller, aber euer Gesicht nicht unbedingt leerer. Es tummeln sich weiter die Unreinheiten, und auch wenn es mal wieder ein paar Tage gut war, sie kommen immer wieder zurück. Jetzt fragt ihr euch seit geraumer Zeit, woran es eigentlich liegt, dass ihr immer noch Akne habt. Was bedeuten die Hautunreinheiten, und gibt es eine Möglichkeit sie loszuwerden?

 

Skin Guide: Das bedeuten eure Hautunreinheiten

 

Kurz gesagt, ja es gibt sie. Aber dazu müsst ihr erstmal mit uns gemeinsam analysieren, welche Unreinheiten ihr eigentlich habt. Denn es gibt drei verschiedenen Arten, und damit ihr hier bei June ganz besonders gut beraten werdet, haben wir uns den Münchner Dermatologen Dr. Timm Golüke zur Seite gestellt.

 

Es gibt drei verschiedene Arten von Pickeln

Klar, erst mal sehen rote Punkte in eurem Gesicht einfach nur unschön aus und nerven. „Für eine wirklich gut abgestimmt Pflege ist es wichtig zu wissen, mit welcher Form der Hautunreinheit wir es zu tun haben“, erklärt Dr. Timm Golüke. „Hier unterscheiden wir hauptsächlich zwischen der Rosacea, der Perioralen Dermatitis und der Akne.“ Natürlich gibt es dann noch verschiedenste Mischformen, die dann durch einen Dermatologen diagnostiziert werden müssen, aber scrollt weiter für die drei häufigsten Formen von Pickeln.

 

 

So erkennt ihr, welche Pickel ihr habt

Solltet ihr Pusteln oder Pickel um die Nase haben, die sich wie ein Schmetterlingsflügel über die Wangen ausbreiten, habt ihr es ziemlich sicher mit Rosacea zu tun. Häufen sich die Pickel um den Mund herum, dann handelt es sich bei eurem Hautbild sehr wahrscheinlich um die Periorale Dermatitis. „Der Grund für die POD, auch Stewardessenkrankheit, ist meistens Überpflegung und ständiges Wechseln von Produkten, zu viel Abwechslung, und zu viele unterschiedliche Wirkstoffe schaden der Haut“, verrät uns Dr. Timm Golüke. „Eine klassische Akne könnt ihr daran erkennen, dass immer Mitesser oder Unterlagerungen dabei sind. Akne taucht überall im Gesicht auf, wohingegen POD und Rosacea ziemlich zuverlässig in den immer selben Gesichtspartien zu finden sind“, erklärt der Dermatologe.

 

 

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Können Beautyprodukte zu Unreinheiten führen?

Wie schon gesagt, kann eine Überpflegung der Haut zur harmlosen aber nervigen Perioral Dermatitis führen. Aber auch reichhaltige Pflege bei einer eher fettigen Haut kann eure Poren verschließen, sie produzieren mehr Talg, und das kann dazu führen, dass sich eure Haut entzündet. Wenn ihr nun auch noch mit den Händen ins Gesicht geht oder öfter mal euer Smartphone mit eurer Gesichtshaut in Berührung bringt, lassen die Unreinheiten nicht lange auf sich warten. Aber auch silikonhaltige Shampoos können am Haaransatz oder im Nacken zu Pickeln führen. Hier raten wir euch, nach dem Haarwaschen oder Stylen eure Haarkontur mit einem Mizellenwasser-getränkten Wattebausch abzufahren. Dann bekommt eure Haut wieder Luft, und weniger Unreinheiten entstehen.

 

Wie wirken Ernährung und Hormone auf eure Haut?

„Das einzige Nahrungsmittel, das schulmedizinisch erwiesen einen Einfluss auf Akne haben kann, ist Milch und damit auch alle Milchprodukte“, sagt der Münchner Dermatologe. „Das kommt dadurch, dass Kühe Hormone verabreicht bekommen, damit sie mehr Milch produzieren. Diese Hormone wirken auf den Menschen und damit auf die Talgdrüsen.“ Natürlich verändert sich bei Schlafmangel und Stress euer Hormonhaushalt, und es kann zu einer schlechteren Haut kommen, aber das ist nicht eindeutig nachgewiesen. „Erfahrungsmedizinisch kann Akne im seitlichen Halsbereich ein Hinweis auf eine hormonelle Dysfunktion sein“, sagt Dr. Timm Golüke. „Im Zweifel beim Gynäkologen vorstellen und einen Hormonspiegel machen lassen“, so der Dermatologe weiter. Vielleicht beobachtet ihr eure Haut und schaut, ob sie immer zu bestimmten Phasen eures Zyklus schlechter wird. „Auch hormonell bedingte Akne kann gut behandelt werden, indem antibakterielle oder entzündungshemmende Produkte verwendet werden.“

 

 

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„Alle drei Arten der Hautunreinheiten lassen sich auch gut zuhause behandeln.“

 

Nicht immer muss gleich ein Arzt die großen Medikamente auffahren, damit ihr eure Haut wieder in den Griff bekommt. „Alle drei Arten der Hautunreinheiten lassen sich auch gut zuhause behandeln“, weiß Dr. Timm Golüke. Es ist dennoch wichtig, dass ihr ein paar Regeln beachtet. Denn welche Form der drei Unreinheiten ihr auch habt, jede Version braucht eine gut abgestimmt Pflege.

 

 

Klassische Akne

Akne kann überall in eurem Gesicht, am Hals oder Haaransatz auftreten. Zuerst verstopfen eure Talgdrüsen, es entstehen Mitesser, die sich entzünden und dann zu eitrigen Picken werden. Hier ist es ratsam, dass ihr zu antibakteriellen Waschgels greift, die eure Haut von Bakterien befreien. Im Anschluss könnt ihr zusätzlich noch ein antibakterielles Gesichtswasser verwenden. Achtet bitte darauf, dass ihr keine zu aggressiven Produkte verwendet. Diese desinfizieren dann zwar die akuten Entzündungen auf eurer Haut kurzfristig, schaffen aber dauerhaft trockene Stellen und Rötungen. „Aknepatienten sollten ganz auf ölige oder fettige Pflege verzichten. Sie kann dazu führen, dass Hautunreinheiten verstärkt werden.“ Solltet ihr trotz aller Pflegebemühungen eure Akne nicht in den Griff bekommen, „kann es genetisch bedingt sein“, weiß Dr. Timm Golüke, „dann hilft oft nur eine medikamentöse Behandlung mit Aknenormin, einem hochdosierten Vitamin-A-Präparat, dass nur sehr selektiv eingesetzt wird und auch engmaschig durch einen Arzt überwacht werden muss.“

In den meisten Fällen lässt sich eure Akne aber mit einer Pflegeumstellung und dem Verzicht auf sämtliche Milchprodukte gut behandeln.

 

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Rosacea

Rosacea, auch Acne Rosacea genannt, ist eine Hauterkrankung, die meist im Bereich des mittleren Gesichts auftritt. Sie beginnt zwischen 30 und 40 Jahren und zeichnet sich durch oft schuppige Rötungen, Pusteln und Pickel aus. Solltet ihr ein ähnliches Hautbild bei euch beobachten, dann müsst ihn besonders liebevoll mit eurer Haut umgehen. „Viele Patienten denken, dass sie die Pickel durch Peelings und Fruchtsäure in den Griff bekommen, und bewirken so nur eine Verschlimmerung ihrer Haut“, erklärt Dr. Timm Golüke. Lasst die Finger von Vitamin A und rubbelt eure Haut nach dem Gesichtwaschen nicht. Vermeidet Seifen, Alkohole, starke Kälte, Saunabesuche oder chemische Konservierungsstoffe in eurer Hautpflege. Kurz gesagt: eure Haut mag es jetzt einfach nicht extrem. Sanfte Massagen, lauwarme Temperaturen und milde Pflege können euer Hautbild wieder verbessern und verhindern, dass es zu einer Verschlechterung der Rosacea kommt.

 

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Periorale Dermatitis

Solltet ihr in letzter Zeit bei euch in der Mundregion einen bläschenartigen Ausschlag bemerkt haben, kann es sich dabei um die Periorale Dermatitis, kurz POD, auch Stewardessenkrankheit oder Mundrose genannt, handeln. In den meisten Fällen bleibt ein dünner Rand um den Mund frei. Da die POD in den meisten Fällen durch Überpflegung verursacht wird, ist es ratsam, für einige Zeit auf große Wirkstoffparties zu verzichten. „Früher hieß es bei der Diagnose POD: Nulltherapie. Heute weiß man, dass eine leichte wirkstoffarme Pflege den Patienten weiterhelfen kann“. Hautarzt Dr. Golüke rät, „eine leichte ölfreie Pflege auf Wasserbasis, die keine Powerwirkstoffe enthält und damit besonders verträglich ist, weil sie lediglich die Haut befeuchtet.“

Falls ihr den Verdacht habt, dass ihr unter POD leidet, könnt ihr auch mit Schwarzteebeuteln eure Symptome lindern. Hierzu muss der Tee jedoch 5-10 Minuten ziehen, weil er nur dann die wichtigen Gerbstoffe entwickelt, die eurer Haut weiterhelfen können. Wenn ihr 3-6 Monate tapfer auf eure Beauty-Produkte verzichtet, dann seid ihr die POD wieder los. Aber bis dahin heißt es Disziplin bewahren und Pfoten weg von allen hippen Cremes und Seren, die bei Instagram so cool im Beautyshelf aussehen.

 

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